Editorial
Marianne Koller
Bereit für die Zukunft
Der Blick auf das aktuelle Weltgeschehen verheisst wenig Gutes: Krisen, Konflikte und Unsicherheiten bestimmen die Schlagzeilen. Und doch – oder gerade deshalb – gibt und braucht es Orte, die Halt geben. Orte, die Sicherheit bieten, Geborgenheit ausstrahlen und Perspektiven schaffen. Die Stiftung Waldheim ist genau ein solcher Ort. Eine liebevolle Heimat, die nicht stehen bleibt, sondern sich entwickelt. Familiär im Miteinander. Professionell in der Umsetzung. Und immer getragen von der Überzeugung: Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde, Teilhabe und echter Zugehörigkeit.
2024 war für uns ein Jahr des Wandels – mit Veränderungen auf Leitungsebene, neuen Impulsen aus der Mitarbeiterumfrage und starken Momenten gelebter Inklusion. Wir haben Wandel nicht nur zugelassen, sondern als Chance begriffen – und auf verschiedenen Ebenen genutzt. Ob bei der Einweihung des neuen Gartenareals beim Wohnheim Bellevue oder auf der Bühne des Diogenes Theaters, wo mehrere Klientinnen und Klienten ganz grosse Emotionen zeigten: Wir haben Zukunft erlebbar gemacht. In der täglichen Arbeit, im zwischenmenschlichen Kontakt, im gemeinsamen Lachen.
Auch strategisch haben wir Weichen gestellt: für mehr Transparenz in der Kommunikation, für gesunde Teamdynamiken und für eine standortübergreifende Zusammenarbeit, die voneinander lernt und miteinander wächst. Das alles ist nicht selbstverständlich. Es ist das Ergebnis eines leidenschaftlichen Einsatzes – getragen von kompetentem Fachpersonal, das mit Empathie, Expertise und einem hohen Qualitätsanspruch tagtäglich rund 200 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung durch das Leben begleitet.
Trotz globaler Unsicherheiten und gesellschaftlicher Verwerfungen bleiben wir zuversichtlich. Weil wir wissen, was wir haben: ein starkes Fundament, eine klare Haltung und das Vertrauen so vieler Menschen, die unsere Vision teilen. Die Stiftung Waldheim ist bereit – für die Herausforderungen von morgen, für neue Chancen und für all das, was vor uns liegt.
Denn eines ist sicher: Die Zukunft beginnt dort, wo Menschen füreinander da sind.
Marianne Koller-Bohl
Stiftungsratspräsidentin
Lagebericht
Kurz vor den Sommerspielen in Paris war der Reithof Rüti im Olympia-Fieber. Das Special-Olympics-Pferdeturnier ist und bleibt ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie der Sport Barrieren überwinden und Menschen zusammenbringen kann.
Bereit für die Zukunft
2024 war ein Jahr, das uns gefordert und geformt hat – und wir sind daran gewachsen. Die Stiftung Waldheim hat bewiesen, dass sie nicht nur auf Herausforderungen reagiert, sondern aktiv die Zukunft gestaltet. Mit einem gestärkten Fundament und viel Herz blicken wir auf das gemeinsam Erreichte zurück und gleichzeitig auch mit voller Zuversicht nach vorne.
Ein besonderer Tag im Wohnheim Bellevue
Ende April hiess es: Türen auf und Sonne rein. Das Wohnheim Bellevue feierte die Einweihung seines neuen Gartenareals, und zahlreiche Gäste waren mit dabei. Das Highlight? Der feierliche Einzug unserer drei Lamas Amon, Tim und Lano in ihr neues Zuhause. Und als wäre das nicht schon genug, hatte der Walzenhausener Gemeindepräsident Michael Litscher noch eine Überraschung im Gepäck: ein Stofflama namens «Moe», das er symbolisch als Geschenk der Gemeinde überreichte. Dank diesem grosszügigen Engagement bereichern heute vier Lamas die vielfältige Tagesstruktur des Wohnheims Bellevue.
Inklusion im Kino
Vorhang auf, Film ab: Im Sommer wurde das Kino Rosental in Heiden für einen Abend zur Bühne der Inklusion. Gleich mehrere Klientinnen und Klienten übernahmen das Kommando – vom Ticketverkauf über die Bedienung des Projektors bis hin zur Versorgung der Kinobesucher mit Popcorn und Getränken. Gezeigt wurde «Presque», ein Film, der berührend und humorvoll von Freundschaft und Akzeptanz erzählt. Ein bewegender Abend, der zeigte: Inklusion gehört mitten ins Leben – und auf die grosse Leinwand.
Theater als Brücke
Bühne frei für die ganz grossen Gefühle: Im Diogenes Theater Altstätten schlüpfte ein buntes Ensemble aus Klientinnen und Klienten in die Rolle von Theaterschauspielern. Aufgeführt wurde ein eigens erarbeitetes Stück mit dem Titel «Was bedeutet Glück?». Die Antwort auf diese Frage aller Fragen war so berührend wie klar:
Glück steckt oft in den kleinen Dingen – gemeinsam Lachen, sich verstanden fühlen, einfach man selbst sein dürfen. Ein Abend, der zeigte, welche Kraft im Theater und in der gelebten Inklusion steckt.
Teilnahme an der Swiss Abilities 2024
Eine ganz andere Bühne betrat die Stiftung Waldheim gegen Ende November: Bereits zum zweiten Mal nahm sie an der Swiss Abilities in Luzern teil – einer Messe, die sich rund um das Leben von Menschen mit Handicap dreht und den zahlreichen Besuchern die neusten Trends und Innovationen präsentierte. Unser Stand wurde zum Treffpunkt für inspirierende Gespräche und spannende Kontakte. Es war eine wunderbare Gelegenheit, zu zeigen, was die Stiftung Waldheim ausmacht: ein liebevolles Zuhause, das Geborgenheit und Unterstützung vereint.
Ein Jahr des Wandels
2024 war ein bewegendes Jahr – nicht nur in unseren Projekten, sondern auch in der Führungsebene. In der Geschäftsleitung und auf Stufe Heimleitung gab es frischen Wind und damit auch neue Impulse für eine nachhaltige Weiterentwicklung. Im November habe ich die Rolle als Geschäftsleiter ad interim übernommen, während Sari Reitz meine Nachfolge als Heimleiterin im Wohnheim Krone antrat. Auch der Standort Reithof Rüti erlebte einen Wechsel: Mario Schmidhauser übernahm die Leitung und bringt seither neue Ideen und Tatkraft in den Betrieb ein. Umso mehr freut es mich, dass wir mit vereinten Kräften die wichtigsten Erkenntnisse aus der neusten Mitarbeiterumfrage auf den Weg bringen konnten.
Veränderungen auf Basis der Mitarbeiterumfrage
Nach der detaillierten Auswertung der Mitarbeiterumfrage sind drei Kernthemen in den Fokus gerückt: die Kommunikation, die Arbeitsbelastung und die standortübergreifende Zusammenarbeit. In diesen drei Teilbereichen haben wir die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Durch starke Führungsarbeit mit klaren Aufgaben, Wertschätzung, Fairness und Unterstützung möchten wir die Energie unserer Teams für das Wohlbefinden der Klientinnen und Klienten weiter fördern und Belastungsspitzen möglichst tief halten.
Die standortübergreifende Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Teams bieten ebenfalls Raum für Entwicklung, was nicht nur die Effizienz, sondern auch den Teamgeist stärken wird. Und unsere Wertekultur, an der wir gemeinsam gearbeitet haben, soll noch tiefer im Alltag verankert werden. Mein Nachfolger Thomas Ackermann wird diese Themen mit vollem Elan weiter vorantreiben.
Die Inbetriebnahme der neu erstellen Lamaunterkunft beim Wohnheim Bellevue in Walzenhausen wurde im April mit einem bunten Tag der offenen Tür gefeiert.
Stabsübergabe
Zum 1. Mai 2025 hat Thomas Ackermann offiziell die operative Leitung der Stiftung Waldheim übernommen. Zuvor hatte Mauro Franchina die Geschäftsleitung während eines halben Jahres ad interim wahrgenommen und nach einer mehrtägigen Einarbeitungsphase die Verantwortung an seinen Nachfolger übergeben.
Dank und Ausblick
Nach fast zwölf Jahren heisst es für mich Abschied nehmen. Die Zeit bei der Stiftung Waldheim war eine Reise voller wertvoller Begegnungen und unvergesslicher Momente.
Meinem Nachfolger Thomas Ackermann, der ab dem 1. Mai 2025 die Geschäftsleitung übernimmt, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg beim Fortschreiben unser langen Geschichte.
Ein riesengrosses Dankeschön geht an alle Kolleginnen und Kollegen, den Stiftungsrat, unsere Partner, Gönner und Spender – und natürlich an alle Klientinnen und Klienten. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Stiftung Waldheim ist auf einem wunderbaren Weg, und ich bin überzeugt: Sie ist bereit für die Zukunft.
Kreativatelier
Kreieren, produzieren und in die Tagesstruktur eingebunden sein
Kunst ist Ausdruck. Kunst ist Entwicklung. Für viele der Klientinnen und Klienten ist sie ein Weg, die eigene Identität zu entdecken und zu festigen. In den Werkateliers der Stiftung Waldheim entstehen Bilder, die weit mehr sind als kreative Werke: Sie sind Zeugnisse eines agogischen Prozesses, in dem künstlerische Entfaltung zur persönlichen Stärkung beiträgt.
Doch die Bedeutung der Werkateliers reicht über das Künstlerische hinaus. Sie bieten einen strukturierten Tagesablauf und vermitteln ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sinnhaftigkeit. Die Arbeit in den Ateliers eröffnet Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, eigene Fähigkeiten zu entdecken und sie im geschützten Rahmen weiterzuentwickeln. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die soziale Integration.
Die künstlerische Arbeit bietet Raum für Wachstum und Selbstbestimmung. Sie schafft Struktur, vermittelt Erfolgserlebnisse und fördert soziale Interaktion. Durch die kreative Auseinandersetzung mit Farben, Formen und Materialien werden motorische Fähigkeiten geschult, aber auch kognitive Prozesse und emotionale Ausdrucksfähigkeit gestärkt.
In diesem geschützten Rahmen entdecken die Künstlerinnen
und Künstler ihre Möglichkeiten, erleben Selbstwirksamkeit und
gewinnen Vertrauen in die eigene Schaffenskraft.
Jedes Werk ist ein Unikat, das den individuellen Entwicklungsweg widerspiegelt. Mit der Präsentation dieser Kunstwerke in unserem diesjährigen Geschäftsbericht möchten wir nicht nur die Talente der Klientinnen und Klienten sichtbar machen, sondern auch die Bedeutung der künstlerischen Entfaltung als wertvolles agogisches Instrument hervorheben. Diese Bilder sind mehr als Kunst – sie sind Ausdruck von Persönlichkeitsentwicklung, innerer Stärke und der Freude am eigenen kreativen Schaffen.
Kunst, die verbindet
Anstelle von Fotos zieren dieses Jahr Zeichnungen den Jahresbericht der Stiftung Waldheim. Die Werke auf den Seiten acht bis zwölf wurden von einer Atelierleitung entworfen und anschliessend von Klientinnen und Klienten farbenfroh ergänzt. So entsteht ein lebendiges Bild unserer familiären Heimat – getragen von kreativem Ausdruck und begleitet von kompetentem Fachpersonal, das seine Aufgabe mit Freude erfüllt.
Ueli Graf
Finanzleiter
Auf Erfolgskurs
Die Stiftung Waldheim schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einem sehr guten und höchst erfreulichen Betriebsergebnis von CHF 879’633 ab.
In die zweckgebundenen Fonds sowie in die freien Spendenfonds wurden netto CHF 81’959 eingelegt, und durch zweckbestimmte Verwendungen wurden CHF 107’691 entnommen.
Zusammen mit diesen Fondseinlagen und Fondsentnahmen zeigt die Betriebsrechnung 2024 einen Ertragsüberschuss von CHF 905’367. Im Vorjahr war es noch ein Verlust von CHF 180’407; somit zeigt sich ein Besserabschluss von fast CHF 1,1 Mio. gegenüber dem Vorjahr.
Für den Neubau und die Arealumgestaltung beim Wohnheim Bellevue wurden bis 31.12.2024 total CHF 3,6 Mio. investiert; davon rund 1,1 Mio. 2024.
Das Organisations-Kapital steigert sich dank dem Reingewinn 2024 von CHF 905’367 auf CHF 35’268’153 und erreicht somit eine Eigenkapitalquote von 90 %.
Die Erträge waren immer deutlich über dem Budget, zumal die Belegungen permanent hoch waren; daraus resultierten CHF 0,8 Mio. Mehreinnahmen. Die nachstehende Grafik zeigt die Belegung unserer Wohnplätze in den Jahren 2023 (beige) und 2024 (grün) sowie die tariflich vorgegebene Sollwert-Linie von 198 Wohnplätzen:
Die durchschnittliche Jahresauslastung 2024 aller Leistungsangebote beträgt
- bei den 203 Wohnheimplätzen 99,4%
- bei den 190 Tagesstrukturplätzen ohne Lohn (ToL) 98,8
- bei den 15 Tagesstrukturplätzen mit Lohn (TmL) 99,9%
Die Bewohnenden-Fluktuation 2024 zeigt
12 Eintritte, 5 Todesfälle und 4 Austritte Total + 3
Zum Vergleich: 2023 waren es
17 Eintritte, 7 Todesfälle und 6 Austritte Total + 4
Der Personalaufwand mit insgesamt CHF 21,85 Mio. ist somit um CHF 580’921 besser als budgetiert (= +2,6 %), und beim Sachaufwand konnte das Budget eingehalten werden: nur CHF 10’913 (= –0,2 %) schlechter als budgetiert.
Und zu guter Letzt übersteigen die Spendeneinnahmen und Erbschaften mit insgesamt CHF 873’548 das Vorjahr um CHF 48’472, obwohl mehrere Erbschaften im Jahr 2024 erst teilweise ausbezahlt wurden. Ein grosses Dankeschön gebührt allen Spenderinnen und Spendern sowie all jenen, die in irgendeiner Form zum guten Ergebnisbeigetragen haben.