Was passiert, wenn sich die Klientinnen und Klienten aus allen sechs Standorten der Stiftung Waldheim zu ihrem jährlichen Fest begegnen? Dann wird getanzt, gelacht und gefeiert ohne Ende. Bei ausgelassener Stimmung füllte sich die Mehrzweckhalle in Rehetobel mit genau dem, wofür die Stiftung Waldheim steht: familiäre Atmosphäre, echte Begegnung und ein liebevolles Zuhause. Zwischen Kaffee, Kuchen und Live-Musik entstanden Momente, die man nicht plant, sondern hautnah erlebt. Klar, dass es auf der Bühne nicht nur Platz für die hauseigene Waldheim-Band, sondern auch für gesangliche und rhythmische Einlagen gab. Wer an diesem Tag dabei war, spürte es deutlich: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl. Es entsteht dort, wo man gesehen wird. Wo man dazugehört. Wo man sich verstanden und willkommen fühlt.
Ein besonderes Highlight war die feierliche Ehrung zweier freiwilliger Helfer der St. Galler Kantonalbank, die sich im Rahmen ihrer Aktion «Good Work» mit grossem Engagement in den Dienst unserer Gemeinschaft stellen. Ihr Einsatz ist weit mehr als Unterstützung: er ist ein Zeichen gelebter Solidarität und echter Wertschätzung. Danke für euer Herzblut, eure Zeit und dafür, dass ihr mit uns Inklusion nicht nur denkt, sondern lebt.
Das diesjährige Klientenfest hat gezeigt, wie wertvoll echte Begegnungen sind – unkompliziert, offen und auf Augenhöhe. Für viele war es ein willkommener Anlass, sich wiederzusehen, neue Kontakte zu knüpfen oder einfach gemeinsam Zeit zu verbringen. Und ja, wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Mal.
Bereit für die Zukunft
Der Blick auf das aktuelle Weltgeschehen verheisst wenig Gutes: Krisen, Konflikte und Unsicherheiten bestimmen die Schlagzeilen. Und doch – oder gerade deshalb – gibt und braucht es Orte, die Halt geben. Orte, die Sicherheit bieten, Geborgenheit ausstrahlen und Perspektiven schaffen. Die Stiftung Waldheim ist genau ein solcher Ort. Eine liebevolle Heimat, die nicht stehen bleibt, sondern sich entwickelt. Familiär im Miteinander. Professionell in der Umsetzung. Und immer getragen von der Überzeugung: Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde, Teilhabe und echter Zugehörigkeit.
2024 war für uns ein Jahr des Wandels – mit Veränderungen auf Leitungsebene, neuen Impulsen aus der Mitarbeiterumfrage und starken Momenten gelebter Inklusion. Wir haben Wandel nicht nur zugelassen, sondern als Chance begriffen – und auf verschiedenen Ebenen genutzt. Ob bei der Einweihung des neuen Gartenareals beim Wohnheim Bellevue oder auf der Bühne des Diogenes Theaters, wo mehrere Klientinnen und Klienten ganz grosse Emotionen zeigten: Wir haben Zukunft erlebbar gemacht. In der täglichen Arbeit, im zwischenmenschlichen Kontakt, im gemeinsamen Lachen.
Auch strategisch haben wir Weichen gestellt: für mehr Transparenz in der Kommunikation, für gesunde Teamdynamiken und für eine standortübergreifende Zusammenarbeit, die voneinander lernt und miteinander wächst. Das alles ist nicht selbstverständlich. Es ist das Ergebnis eines leidenschaftlichen Einsatzes – getragen von kompetentem Fachpersonal, das mit Empathie, Expertise und einem hohen Qualitätsanspruch tagtäglich rund 200 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung durch das Leben begleitet.
Trotz globaler Unsicherheiten und gesellschaftlicher Verwerfungen bleiben wir zuversichtlich. Weil wir wissen, was wir haben: ein starkes Fundament, eine klare Haltung und das Vertrauen so vieler Menschen, die unsere Vision teilen. Die Stiftung Waldheim ist bereit – für die Herausforderungen von morgen, für neue Chancen und für all das, was vor uns liegt.
Denn eines ist sicher: Die Zukunft beginnt dort, wo Menschen füreinander da sind.
Marianne Koller-BohlStiftungsratspräsidentin
Kurz vor den Sommerspielen in Paris war der Reithof Rüti im Olympia-Fieber. Das Special-Olympics-Pferdeturnier ist und bleibt ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie der Sport Barrieren überwinden und Menschen zusammenbringen kann.
2024 war ein Jahr, das uns gefordert und geformt hat – und wir sind daran gewachsen. Die Stiftung Waldheim hat bewiesen, dass sie nicht nur auf Herausforderungen reagiert, sondern aktiv die Zukunft gestaltet. Mit einem gestärkten Fundament und viel Herz blicken wir auf das gemeinsam Erreichte zurück und gleichzeitig auch mit voller Zuversicht nach vorne.
Ende April hiess es: Türen auf und Sonne rein. Das Wohnheim Bellevue feierte die Einweihung seines neuen Gartenareals, und zahlreiche Gäste waren mit dabei. Das Highlight? Der feierliche Einzug unserer drei Lamas Amon, Tim und Lano in ihr neues Zuhause. Und als wäre das nicht schon genug, hatte der Walzenhausener Gemeindepräsident Michael Litscher noch eine Überraschung im Gepäck: ein Stofflama namens «Moe», das er symbolisch als Geschenk der Gemeinde überreichte. Dank diesem grosszügigen Engagement bereichern heute vier Lamas die vielfältige Tagesstruktur des Wohnheims Bellevue.
Vorhang auf, Film ab: Im Sommer wurde das Kino Rosental in Heiden für einen Abend zur Bühne der Inklusion. Gleich mehrere Klientinnen und Klienten übernahmen das Kommando – vom Ticketverkauf über die Bedienung des Projektors bis hin zur Versorgung der Kinobesucher mit Popcorn und Getränken. Gezeigt wurde «Presque», ein Film, der berührend und humorvoll von Freundschaft und Akzeptanz erzählt. Ein bewegender Abend, der zeigte: Inklusion gehört mitten ins Leben – und auf die grosse Leinwand.
Bühne frei für die ganz grossen Gefühle: Im Diogenes Theater Altstätten schlüpfte ein buntes Ensemble aus Klientinnen und Klienten in die Rolle von Theaterschauspielern. Aufgeführt wurde ein eigens erarbeitetes Stück mit dem Titel «Was bedeutet Glück?». Die Antwort auf diese Frage aller Fragen war so berührend wie klar:
Eine ganz andere Bühne betrat die Stiftung Waldheim gegen Ende November: Bereits zum zweiten Mal nahm sie an der Swiss Abilities in Luzern teil – einer Messe, die sich rund um das Leben von Menschen mit Handicap dreht und den zahlreichen Besuchern die neusten Trends und Innovationen präsentierte. Unser Stand wurde zum Treffpunkt für inspirierende Gespräche und spannende Kontakte. Es war eine wunderbare Gelegenheit, zu zeigen, was die Stiftung Waldheim ausmacht: ein liebevolles Zuhause, das Geborgenheit und Unterstützung vereint.
2024 war ein bewegendes Jahr – nicht nur in unseren Projekten, sondern auch in der Führungsebene. In der Geschäftsleitung und auf Stufe Heimleitung gab es frischen Wind und damit auch neue Impulse für eine nachhaltige Weiterentwicklung. Im November habe ich die Rolle als Geschäftsleiter ad interim übernommen, während Sari Reitz meine Nachfolge als Heimleiterin im Wohnheim Krone antrat. Auch der Standort Reithof Rüti erlebte einen Wechsel: Mario Schmidhauser übernahm die Leitung und bringt seither neue Ideen und Tatkraft in den Betrieb ein. Umso mehr freut es mich, dass wir mit vereinten Kräften die wichtigsten Erkenntnisse aus der neusten Mitarbeiterumfrage auf den Weg bringen konnten.
Nach der detaillierten Auswertung der Mitarbeiterumfrage sind drei Kernthemen in den Fokus gerückt: die Kommunikation, die Arbeitsbelastung und die standortübergreifende Zusammenarbeit. In diesen drei Teilbereichen haben wir die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Durch starke Führungsarbeit mit klaren Aufgaben, Wertschätzung, Fairness und Unterstützung möchten wir die Energie unserer Teams für das Wohlbefinden der Klientinnen und Klienten weiter fördern und Belastungsspitzen möglichst tief halten.
Die standortübergreifende Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Teams bieten ebenfalls Raum für Entwicklung, was nicht nur die Effizienz, sondern auch den Teamgeist stärken wird. Und unsere Wertekultur, an der wir gemeinsam gearbeitet haben, soll noch tiefer im Alltag verankert werden. Mein Nachfolger Thomas Ackermann wird diese Themen mit vollem Elan weiter vorantreiben.
Die Inbetriebnahme der neu erstellen Lamaunterkunft beim Wohnheim Bellevue in Walzenhausen wurde im April mit einem bunten Tag der offenen Tür gefeiert.
Zum 1. Mai 2025 hat Thomas Ackermann offiziell die operative Leitung der Stiftung Waldheim übernommen. Zuvor hatte Mauro Franchina die Geschäftsleitung während eines halben Jahres ad interim wahrgenommen und nach einer mehrtägigen Einarbeitungsphase die Verantwortung an seinen Nachfolger übergeben.
Nach fast zwölf Jahren heisst es für mich Abschied nehmen. Die Zeit bei der Stiftung Waldheim war eine Reise voller wertvoller Begegnungen und unvergesslicher Momente.
Meinem Nachfolger Thomas Ackermann, der ab dem 1. Mai 2025 die Geschäftsleitung übernimmt, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg beim Fortschreiben unser langen Geschichte.
Ein riesengrosses Dankeschön geht an alle Kolleginnen und Kollegen, den Stiftungsrat, unsere Partner, Gönner und Spender – und natürlich an alle Klientinnen und Klienten. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Stiftung Waldheim ist auf einem wunderbaren Weg, und ich bin überzeugt: Sie ist bereit für die Zukunft.
Kunst ist Ausdruck. Kunst ist Entwicklung. Für viele der Klientinnen und Klienten ist sie ein Weg, die eigene Identität zu entdecken und zu festigen. In den Werkateliers der Stiftung Waldheim entstehen Bilder, die weit mehr sind als kreative Werke: Sie sind Zeugnisse eines agogischen Prozesses, in dem künstlerische Entfaltung zur persönlichen Stärkung beiträgt.
Doch die Bedeutung der Werkateliers reicht über das Künstlerische hinaus. Sie bieten einen strukturierten Tagesablauf und vermitteln ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sinnhaftigkeit. Die Arbeit in den Ateliers eröffnet Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, eigene Fähigkeiten zu entdecken und sie im geschützten Rahmen weiterzuentwickeln. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die soziale Integration.
Die künstlerische Arbeit bietet Raum für Wachstum und Selbstbestimmung. Sie schafft Struktur, vermittelt Erfolgserlebnisse und fördert soziale Interaktion. Durch die kreative Auseinandersetzung mit Farben, Formen und Materialien werden motorische Fähigkeiten geschult, aber auch kognitive Prozesse und emotionale Ausdrucksfähigkeit gestärkt.
Jedes Werk ist ein Unikat, das den individuellen Entwicklungsweg widerspiegelt. Mit der Präsentation dieser Kunstwerke in unserem diesjährigen Geschäftsbericht möchten wir nicht nur die Talente der Klientinnen und Klienten sichtbar machen, sondern auch die Bedeutung der künstlerischen Entfaltung als wertvolles agogisches Instrument hervorheben. Diese Bilder sind mehr als Kunst – sie sind Ausdruck von Persönlichkeitsentwicklung, innerer Stärke und der Freude am eigenen kreativen Schaffen.
Anstelle von Fotos zieren dieses Jahr Zeichnungen den Jahresbericht der Stiftung Waldheim. Die Werke auf den Seiten acht bis zwölf wurden von einer Atelierleitung entworfen und anschliessend von Klientinnen und Klienten farbenfroh ergänzt. So entsteht ein lebendiges Bild unserer familiären Heimat – getragen von kreativem Ausdruck und begleitet von kompetentem Fachpersonal, das seine Aufgabe mit Freude erfüllt.
Ueli GrafFinanzleiter
Die Stiftung Waldheim schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einem sehr guten und höchst erfreulichen Betriebsergebnis von CHF 879’633 ab.
In die zweckgebundenen Fonds sowie in die freien Spendenfonds wurden netto CHF 81’959 eingelegt, und durch zweckbestimmte Verwendungen wurden CHF 107’691 entnommen.
Zusammen mit diesen Fondseinlagen und Fondsentnahmen zeigt die Betriebsrechnung 2024 einen Ertragsüberschuss von CHF 905’367. Im Vorjahr war es noch ein Verlust von CHF 180’407; somit zeigt sich ein Besserabschluss von fast CHF 1,1 Mio. gegenüber dem Vorjahr.
Für den Neubau und die Arealumgestaltung beim Wohnheim Bellevue wurden bis 31.12.2024 total CHF 3,6 Mio. investiert; davon rund 1,1 Mio. 2024.
Das Organisations-Kapital steigert sich dank dem Reingewinn 2024 von CHF 905’367 auf CHF 35’268’153 und erreicht somit eine Eigenkapitalquote von 90 %.
Die Erträge waren immer deutlich über dem Budget, zumal die Belegungen permanent hoch waren; daraus resultierten CHF 0,8 Mio. Mehreinnahmen. Die nachstehende Grafik zeigt die Belegung unserer Wohnplätze in den Jahren 2023 (beige) und 2024 (grün) sowie die tariflich vorgegebene Sollwert-Linie von 198 Wohnplätzen:
Die durchschnittliche Jahresauslastung 2024 aller Leistungsangebote beträgt
- bei den 203 Wohnheimplätzen 99,4%- bei den 190 Tagesstrukturplätzen ohne Lohn (ToL) 98,8- bei den 15 Tagesstrukturplätzen mit Lohn (TmL) 99,9%
Die Bewohnenden-Fluktuation 2024 zeigt 12 Eintritte, 5 Todesfälle und 4 Austritte Total + 3
Zum Vergleich: 2023 waren es17 Eintritte, 7 Todesfälle und 6 Austritte Total + 4
Der Personalaufwand mit insgesamt CHF 21,85 Mio. ist somit um CHF 580’921 besser als budgetiert (= +2,6 %), und beim Sachaufwand konnte das Budget eingehalten werden: nur CHF 10’913 (= –0,2 %) schlechter als budgetiert.
Und zu guter Letzt übersteigen die Spendeneinnahmen und Erbschaften mit insgesamt CHF 873’548 das Vorjahr um CHF 48’472, obwohl mehrere Erbschaften im Jahr 2024 erst teilweise ausbezahlt wurden. Ein grosses Dankeschön gebührt allen Spenderinnen und Spendern sowie all jenen, die in irgendeiner Form zum guten Ergebnisbeigetragen haben.
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stw-leitbild-2022-def-20221231.pdf
ÜberschriftBei uns können sich alle aufeinander verlassen. Wir stützen uns gegenseitig und arbeiten zusammen. Vorbehaltlos und unkompliziert. Wir sind Brückenbauer. Keine Schrankenwärter. Wir stehen füreinander ein. Wir sind ein Team.
Überschrift 2Bei uns können sich alle aufeinander verlassen. Wir stützen uns gegenseitig und arbeiten zusammen. Vorbehaltlos und unkompliziert. Wir sind Brückenbauer. Keine Schrankenwärter. Wir stehen füreinander ein. Wir sind ein Team.
Überschrift 3Bei uns können sich alle aufeinander verlassen. Wir stützen uns gegenseitig und arbeiten zusammen. Vorbehaltlos und unkompliziert. Wir sind Brückenbauer. Keine Schrankenwärter. Wir stehen füreinander ein. Wir sind ein Team.
Überschrift 4Bei uns können sich alle aufeinander verlassen. Wir stützen uns gegenseitig und arbeiten zusammen. Vorbehaltlos und unkompliziert. Wir sind Brückenbauer. Keine Schrankenwärter. Wir stehen füreinander ein. Wir sind ein Team.
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Wohnheim SonneSämmlerweg 59038 Rehetobel
Seit über 25 Jahren begleitet und berät Heidi Johann Führungskräfte – mit geschultem Blick, viel Empathie und dem untrüglichen Gespür für das, was Vorgesetzte und ihre Teams wirklich bewegt. Ihre Erfahrung? Führung hat sich über die letzten Jahre hinweg grundlegend verändert.
Heidi, du bist seit über 25 Jahren mit Führungsthemen beschäftigt. Welchen Wandel hast du in dieser Zeit bezüglich Führungsarbeit festgestellt?
«Heute ist Führung gleichzusetzen mit Beziehungsarbeit, Mitarbeitende wollen mit ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden und Anerkennung spüren. Sie stellen die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit ins Zentrum.
Führung bedeutet heute, auf Augenhöhe zu agieren und echte Verbindungen zu anderen Menschen zu schaffen. Dabei sind auch die Rahmenbedingungen anspruchsvoller geworden: Mitarbeitende bewegen sich heute in einem komplexen Geflecht von Erwartungen – beruflich wie privat. Damit umzugehen, verlangt Fingerspitzengefühl, Klarheit und Transparenz. Folglich könnte man auch sagen, dass führen heute gleichbedeutend ist mit fair und lebhaft diskutieren.»
Gibt es Unterschiede in der Führungsarbeit zwischen Industrieunternehmen und sozialen Institutionen wie der Stiftung Waldheim?
Ja – und doch auch wieder nicht.
«Die Wettbewerbssituation eines Industrieunternehmens ist eine andere. Es muss äusserst schnell, flexibel und anpassungsfähig sein. Dies erfordert ein situativ agiles Führungsverhalten. Die Werte hinter der Führungsarbeit sind jedoch dieselben.
Soziale Institutionen schaffen Lebensumfelder. Sie bieten Sicherheit, Struktur und Orientierung. Es geht nicht um Produkte, sondern um Menschen und deren Wohlbefinden. Auch hier zählen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Doch die Führung ist immer eng mit der Aufgabe verknüpft, ein familiäres Gefühl von «Zuhause» zu schaffen – und Stabilität im Alltag zu ermöglichen.»
Welches war der zentrale Inhalt des Seminars bei der Stiftung Waldheim?
Ein gemeinsames Verständnis davon, was gute Führung bedeutet – und wie sie im Alltag gelebt wird. Genau das stand im Zentrum des Führungsseminars.
«Ziel war es, ein gemeinsames Führungsverständnis zu entwickeln und zu verankern. Dieser Prozess war spürbar – im offenen, ehrlichen Austausch unter den Teilnehmenden. Die Seminargruppe war vielfältig besetzt: Gruppenleitungen, Bereichsleitungen, Heimleitungen. Unterschiedliche Perspektiven trafen aufeinander – und bereicherten den Dialog.
Die Teilnehmenden haben konkrete Fallbeispiele eingebracht und von den Erfahrungen der anderen profitiert. Jede Situation wurde aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet – das hat gestärkt, motiviert und verbunden. So wurde aus einem Seminar ein intensiver Lernraum – geprägt von Vertrauen, Kompetenz und dem gemeinsamen Ziel, Führung im Alltag verantwortungsvoll, klar und menschlich zu gestalten.»
Vom Kollegen zur Führungskraft – wie gelingt der Rollenwechsel, wenn man sich beruflich weiterentwickelt?
Wenn aus einem Teammitglied plötzlich eine Leitungsperson wird, bringt das mehr mit sich als einen neuen Titel auf dem Namensschild. Der Übergang von der Kollegin zur Führungskraft ist ein sensibler Prozess – einer, der bewusst und explizit gestaltet werden sollte.
«Das Thema muss von Anfang an offen angesprochen werden: Die eigene Rolle im Teamgefüge verändert sich – mit ihr auch Aufgaben, Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse. Das Spannungsfeld Nähe – Distanz erhält einen ganz neuen Charakter. Wichtig scheint mir, gemeinsam mit dem Team die gegenseitigen Erwartungen möglichst früh zu klären.
Vor allem Klarheit ist essenziell. Wer in die Führung geht, sollte seine Perspektive aufzeigen und transparent kommunizieren, worauf sie oder er besonderen Wert legt. Es geht darum, den Rollenwechsel aktiv zu gestalten – mit Haltung und Authentizität.»
Was zeichnet die Führungskräfte der Stiftung Waldheim aus deiner Sicht besonders aus?
Für Heidi Johann sind es nicht nur Kompetenzen – es ist vor allem die Haltung, mit der sie führen.
«Was mich beeindruckt hat, war die spürbare Freude an der Gemeinschaft. Der respektvolle Umgang miteinander, die Offenheit im Austausch – das war aufrichtig und ehrlich.»
Während der Seminare wurde deutlich: Führung bei der Stiftung Waldheim bedeutet nicht, den Ton anzugeben – sondern zuzuhören, zu verbinden und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.
«Auch bei kontroversen Diskussionen war ein konstruktiver Geist spürbar. Es ging nie um Rechthaben – sondern darum, gemeinsam den besten Weg zu finden. Achtsamkeit, Sorgfalt, echtes Engagement – das waren die Qualitäten, die das Führungsverständnis der Teilnehmenden prägten. Und genau darin liegt ihre Stärke: in der Verbindung von Kompetenz und Menschlichkeit, in der Bereitschaft, nach vorne zu schauen – und gemeinsam Verantwortung zu tragen.»
Heidi Johann – systemische Beraterin mit Erfahrung und Haltung
Heidi Johann begleitet seit vielen Jahren Organisationen, Teams und Einzelpersonen – mit einem systemischen Ansatz, der Wert auf Respekt, Eigenständigkeit und die Dynamik innerhalb sozialer Systeme legt.
Sie verfügt über fundierte Ausbildungen in Supervision, Coaching, Organisationsentwicklung und Erwachsenenbildung sowie über langjährige Führungserfahrung im Spitalwesen. Ihre Schwerpunkte liegen in der Begleitung von Führungskräften und Teams, sowie in der Beratung bei Veränderungsprozessen.
Seit 2012 ist sie selbstständig tätig und bietet individuell abgestimmte Beratungen, Seminare und Moderationen an. Sie ist Mitglied im Berufsverband bso und im IFF-OE-Netzwerk für Organisationsentwicklung.
www.hejo.ch
Die Stiftung Waldheim setzt auf einen klaren Verhaltenscodex zum Schutz vor grenzverletzendem Verhalten.
Darüber spricht kaum jemand – sexuell motiviertes Fehlverhalten im Heimalltag: Es ist ein Tabu, dass wir brechen möchten, denn schweigen schützt die Falschen. Kürzlich haben die Kadermitarbeitenden intensiv über unseren neuen Verhaltenscodex zum Schutz der Klientinnen und Klienten diskutiert und diesen gemeinsam verabschiedet. Denn Gewalt – sei sie psychisch, physisch oder sexuell – darf keinen Platz haben. Gemeinsam setzen wir ein klares Zeichen: Hinsehen, handeln, schützen. Auf diesem Weg begleitet uns Miriam Staudenmaier von «Limita», der Zürcher Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung.
Menschen mit Beeinträchtigungen sind oft besonderen Risiken und Herausforderungen in ihrem Wohnumfeld ausgesetzt. Dazu gehört auch das Thema «Grenzen wahrender Umgang und Prävention sexueller Gewalt». Tatpersonen nutzen es aus, dass Menschen mit Beeinträchtigung in vielen Alltagssituationen auf Unterstützung angewiesen sind. Meist denken sie, dass sich ein potenzielles Opfer nicht wehrt oder andere Menschen ihm nicht glauben, wenn es um sexuelle Grenzverletzungen geht – umso wichtiger ist es, für Sicherheit, Schutz und ein respektvolles Miteinander zu sorgen.
Warum besteht bei Menschen mit Beeinträchtigungen ein erhöhtes Risiko?
Einige Menschen haben mehr Entscheidungsfreiheit als andere, während manche auf Unterstützung angewiesen sind. Das können potenzielle Tatpersonen ausnutzen. Menschen mit Beeinträchtigungen haben in vielen Fällen Schwierigkeiten, Übergriffe zu erkennen, darüber zu sprechen oder sich verständlich zu machen.
Besonders gefährdet: Frauen mit BeeinträchtigungStudien zeigen, dass Frauen mit Beeinträchtigung einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind, Opfer sexualisierter, körperlicher oder psychischer Übergriffe zu werden – unabhängig davon, ob sie in einer Institution oder im privaten Umfeld leben. Die Tatpersonen stammen dabei meist aus ihrem direkten Umfeld: Partner, Familienangehörige, Betreuungspersonen oder Mitbewohnende. Umso wichtiger ist es, Schutzmechanismen zu stärken und Frauen mit Beeinträchtigungen gezielt zu empowern.
Woran erkenne ich, dass eine Person mit Beeinträchtigung von Übergriffen betroffen sein könnte?
Betroffene sprechen oft nicht über das Erlebte – sei es aus Angst, Scham oder Unsicherheit. Deshalb ist es entscheidend, dass Bezugspersonen sensibel auf mögliche Anzeichen achten, um helfen zu können.
Mögliche Hinweise auf Übergriffe:
Was können wir tun und wie gestalten wir die Prävention?
Der wirksamste Schutz vor Missbrauch ist, potenziellen Tatpersonen klare Grenzen zu setzen und das Risiko für Übergriffe gezielt zu minimieren. Entscheidend dabei ist, die Schwellen für mögliches Fehlverhalten so hoch wie möglich zu setzen.
(Limita 2025)
Nullrisiko ist nicht möglich, umso wichtiger ist die gemeinsame Risikoanalyse. Benannte Risikosituationen lassen sich transparent, rollenklar und konkret besprechen und gestalten.
Weitere Informationen und fachliche Unterstützung bietet Limita, Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung.